Bereits am 1. Dezember 1919 in Saarbrücken geboren, wuchs Waldemar Simon in einer Zeit auf, in der Musik und kulturelle Identität von zentraler Bedeutung waren. Schon als Baby sollte er – eingerahmt von den ersten Wiegenliedern seiner Mutter und der Zither, die sein Vater mitbrachte – die Sprache der Melodien verinnerlichen. Seine frühen Erinnerungen, wie das freudige Klaviererleben in der Volksschule und die ersten Klavierstunden bei dem günstigen, aber talentierten Lehrer Philipp Fett, bildeten den Grundstein für ein Leben, das untrennbar mit der Musik verbunden war.
Ein kreativer Geist, der Generationen inspirierte (*1919 bis †2012)
1. Frühe Jahre und Musikalische Wurzeln (*1919 – 1945)
Kindheit & Schulzeit
Mit sechs Jahren betrat er die katholische Volksschule, wo ein altes Klavier im Flur ihm die Faszination für Töne eröffnete.
Neben schulischen Aktivitäten wurde er in das Schülerorchester eingebunden – hier lernte er das Zusammenspiel von Instrumenten kennen und spürte, dass Musik weit mehr als nur Klang ist.
Familiäre Einflüsse und erste Instrumente
Erinnerungen an Lieder wie „Ich bin so gern, so gern daheim“ und „Auf der Heide blüht die letzten Rosen“ – im Lied vereinte sich familiäre Liebe mit musikalischem Ausdruck.
Das Klavier, das einst dank eines gewonnenen Betrag für ihn angeschafft wurde, wurde zum ständigen Begleiter.
Die Kriegszeit als einschneidende Erfahrung
Der Zweite Weltkrieg hinterließ tiefe Narben im Leben des jungen Waldemar. In seinen Memoiren schildert er eindrücklich, wie die traurigen und teils schockierenden Ereignisse – wie die Evakuierung des Saarlands, der Einsatz in der Wehrmacht und die dramatischen Erfahrungen in Norwegen, Peenemünde und Hambühren – seinen Blick auf das Leben und die Kunst nachhaltig prägten.
Trotz der allgegenwärtigen Schrecken des Krieges bewahrte die Musik für ihn stets einen Zufluchtsort. So setzte er sich auch in finsteren Zeiten für Menschlichkeit ein – etwa als er heimlich Brot an Häftlinge weitergab und somit seine inneren Werte unter Beweis stellte.
2. Aufbruch in eine neue Zeit – Wiederaufbau, erste Erfolge und Karrierebeginn (1945 – 1960)
Wiederentdeckung der Musik im Nachkriegsdeutschland
Die unmittelbare Nachkriegszeit war geprägt von harter Arbeit, aber auch vom unerschütterlichen Glauben an das Schöne im Leben.
Er gründete mit Gleichgesinnten bereits erste Bands – so entstand unter anderem die Band „Die Pinguine“, mit der er auf Dorffesten und kleineren Veranstaltungen spielte.
Musikalische Ausbildung und erster Erfolg als Komponist
Der frühe Erfolg als Komponist und Texter manifestierte sich mit dem Hit „Der alte Scherenschleifer u.s. treuer Hund“, der 1960 in Zusammenarbeit mit Philips veröffentlicht wurde.
In dieser spannungsgeladenen Zeit entwickelte sich seine künstlerische Vielseitigkeit und er probierte auch Pseudonyme wie Jean Felten, Franz Sarabin, Paul Werlin und Robert Brilland aus, um unterschiedliche stilistische Facetten seiner Musik zum Ausdruck zu bringen.
3. Durchbruch in der Volks- und Blasmusik (1960 – 1970)
Erfolgsproduktionen und Partnerschaften
Als Produzent und Texter arbeitete er intensiv mit namhaften Künstlern zusammen, etwa als Texter für die „Original Donauschwäbische Blasmusik Augustin“ (1966 – 1969), deren Titel wie „Veilchenblaue Augen“ und „Zwei weiße Rosen“ bis zu Hunderttausenden von Singles absetzten.
1970 markierte einen weiteren Meilenstein: Für Hansi Krönauer entstand mit „Golden schimmern meine Berge“ ein Hit, der sich ebenso in die Herzen der Volksmusikliebhaber brannte wie seinen künstlerischen Status festigte.
Künstlerische Diversität
Nicht nur als Komponist, sondern auch als Texter gewann Simon an Bedeutung: Unter wechselnden Pseudonymen schuf er Werke, die sowohl traditionelle als auch moderne Einflüsse verbinden – ein Erbe, das bis heute fortwirkt.
4. Gründung und Erfolg des SIMTON-Musikverlags (Ab ca. 1970 – späte Jahre)
Der nächste entscheidende Abschnitt in Simons Werdegang begann mit der Gründung des Simton-Musikverlags. Trotz anfänglicher Skepsis wurde der Verlag – gegründet in Dachau bei München – unter Simons unerschütterlichem Glauben an volksnahe, schöne Melodien zu einem der führenden Anbieter in diesem Genre:
Chronologische Eckpunkte des Musikverlages
Zeitraum
Ereignisse und Highlights
1970er Jahre
– Erste Zusammenarbeit mit Robert Payer u. s. Original-Burgenland-Kapelle; Waldemar Simon schrieb als Texter unter anderem die Texte zu „Kleine Anuschka“ und „Eine Rose für dich“.
– Robert Payer schrieb den Instrumentaltitel „In der Weinschenke“, der sofort ein Publikumsliebling wurde.
1974 / 1975
– Umzug des Simton-Musikverlags nach München (Paula-Breitenbach-Weg).
– Titel wie „Mach dir das Leben schön“ (mit Original-Donauschwaben Kornel Mayer) und „Westerwald, du bist so schön“ (Siegertitel beim internationalen Westerwald-Lieder-Wettbewerb) werden veröffentlicht.
1978
– Produktion der LP „Die Deutschland-Chöre singen für uns“; daraus entstanden Notenausgaben wie „Leise erklingen Glocken der Liebe“ und „Amacing grace (Am Morgen, wenn der Tag erwacht)“, die in vielen Fernsehsendungen präsent waren.
1980er Jahre
– Stetiger Erfolg mit neuen Hits, darunter Produktionen wie „Wenn der Wein blüht“, „Laßt Euch grüßen“, „Eine kleine Landpartie“, „Weiße Wolken“ und „Wiener Elan“.
Ab 1990
– Der Hit „Grüß Gott, Ihr Freunde“ (Musik von Georg Mayer, Text von Simon), vorgetragen von Robert Payer u. s. Original-Burgenland-Kapelle, etablierte sich bundesweit.
– Zusammenarbeit mit Klarinettist Henry Arland; 1993 entstand gemeinsam die „Rosenmelodie“, ein durchschlagender Erfolg in den Volkstümlichen Hitparaden.
Späte 1990er bis 2000er
– Robert Payer feierte Erfolge mit Titeln wie „Du bist die Schönste für mich“, begleitet von Renner-Ausgaben als Blasmusik-Noten (Walzer, Polka, Musikanten-Treue).
– Simons Verlag setzte kontinuierlich Impulse: Ob mit Joschi Hackl, Lubomir oder weiteren Künstlern – sein Gespür für den „Burgenländer Sound“ prägte das gesamte Genre.
5. Vermächtnis und universelle Wirkung
Waldemar Simons Lebenswerk ist weit mehr als eine Sammlung von Hits und Verkaufszahlen – es ist ein kulturelles Erbe, das die Verbindung von Tradition und progressivem Schaffen auf beeindruckende Weise verkörpert. Sein Wirken zeigt:
Unermüdlicher Innovationsgeist
Er kombinierte stets alte Volkswurzeln mit neuen Klängen und modernen Produktionstechniken. Dies spiegelte sich auch in der Verwendung mehrerer Pseudonyme wider, mit denen er unterschiedliche künstlerische Facetten betonte.
Kulturelle Brückenbauer
Ob in seinen Zusammenarbeiten mit Robert Payer, Joschi Hackl, Henry Arland oder Lubomir – Simon verstand es, Menschen und Generationen über die Musik miteinander zu verbinden. Seine Werke zierten nicht nur Schallplatten, sondern auch TV-Sendungen, Radiohitparaden und Notenausgaben, die in Schulen und Konzerten bis heute erklingen.
Ein Leben zwischen Widrigkeiten und Siegen
Wie aus seinen Memoiren hervorgeht, musste Simon in Zeiten des Krieges, persönlicher Tragödien und gesundheitlicher Krisen immer wieder Schwierigkeiten überwinden. Doch sein Glaube an die Kraft der Musik und seine Leidenschaft ließen ihn stets wieder neu aufstehen.
Nachhaltiges Erbe
Der SIMTON-Musikverlag, dessen Erfolg maßgeblich auf seinem feinen Gespür für volksnahe Melodien beruht, gehört heute zur Spitzengruppe der volkstümlichen Verlage. Sein künstlerisches und unternehmerisches Vermächtnis lebt weiter – nicht zuletzt durch die kontinuierlichen Veröffentlichungen und den Vertrieb der unvergänglichen Werke, die er hinterlassen hat. Als Herausgeber der Noten ist nun auch sein Urenkel, Tobias Maier, maßgeblich daran beteiligt, dass diese Musik weiterhin einem breiten Publikum zugänglich bleibt.
Zusammenfassung und Ausblick
Waldemar Simon hat in seinem Leben – von den bescheidenen Anfängen in Saarbrücken über die düsteren Jahre des Zweiten Weltkriegs bis hin zum kometenhaften Aufstieg seiner musikalischen Karriere – immer wieder bewiesen, dass Musik weit mehr ist als nur Töne: Sie ist Trost, Hoffnung und ein verbindendes Element zwischen den Generationen. Seine Erfolge als Komponist, Texter und Produzent münden in zeitlosen Volksmusikhits, die in zahlreichen Fernsehsendungen und Konzerten verehrt werden.
Sein ganz besonderes Erbe liegt in der meisterhaften Symbiose von Tradition und Innovation. Die zahlreichen Kooperationen mit renommierten Blasmusikern und die nachhaltigen Erfolge des SIMTON-Musikverlags zeigen eindrucksvoll, wie er es schaffte, den Volksmusik-Sound immer wieder frisch zu interpretieren und neu zu beleben.
Während sich sein Leben in Höhen und Tiefen erstreckte – von den harten Kriegserlebnissen bis hin zu persönlichen Krisen – gibt sein künstlerischer Werdegang uns alle Anlass, über den Wert von Leidenschaft, Durchhaltevermögen und Kreativität nachzudenken. Waldemar Simon hat nicht nur musikalische Geschichten geschrieben, sondern auch Lebensgeschichten geprägt, die weit über die Noten hinausreichen.
Dank seiner mutigen Vision und unerschütterlichen Hingabe lebt sein Schaffen – in Notenausgaben, auf Schallplatten und in den Herzen der Menschen – weiter. Heute ist er nicht nur ein Symbol für die Volksmusik, sondern auch ein Zeugnis dafür, dass selbst in den schwierigsten Zeiten die Kraft der Musik uns alle verbinden kann.